Endoskopische Facettengelenksbehandlung
Der Begriff „Facettensyndrom” wurde 1933 von Ghormley1 eingeführt. Shealy2 wies 1976 auf die perkutane Thermokoagulation zur Denervierung der Facettengelenke hin. Aufbauend auf dieser Technik führten Charles Ray und Nicolai Bogduk3,4 die Neurolyse des Ramus medialis mit dem Radiofrequenzverfahren ein. Der wissenschaftliche Nachweis, dass durch gezielte Ausschaltung des Ramus medialis Schmerzen, die vom Facettengelenk ausgehen, zu therapieren sind, konnte 1997 durch Untersuchungen von Dreyfuss5 erbracht werden. Die endoskopisch kontrollierte Facettengelenksdenervation mittels Radiofrequenzverfahren verspricht langanhaltende Schmerzfreiheit6.
MultiZYTE® Facet kann für verschiedene diagnostische und therapeutische Verfahren an der Wirbelsäule eingesetzt werden. Dazu gehören unter anderem die periradikuläre Therapie (PRT) und die Facettengelenksblockade. Jeder Eingriff an der Wirbelsäule, so auch eine Facettengelenksbehandlung, muss zuvor durch eine klinische Diagnostik, Magnetfeld-Resonanz-Tomographie (MRT) und/oder Computer-Tomographie (CT) sowie durch verschiedene konventionelle Röntgenaufnahmen sorgfältig abgeklärt werden. Letzte Sicherheit in Bezug auf die schmerzgenerierende Facettengelenksebene bietet die Facettengelenksinfiltration. Tritt nach Infiltration mit Schmerzmitteln Schmerzfreiheit ein, kann mittels Radiofrequenz der entsprechende Nervenast denerviert werden.
Behandlung der Gelenkkapsel
Abhängig von der Indikation kann während desselben Eingriffs auch die Gelenkkapsel behandelt werden. Dabei wird das Gelenk unter endoskopischer Sicht punktiert, infiltriert oder Gewebe abgetragen. Dafür stehen verschiedene Instrumente (Zangen, Shaver Blades, RF-Sonden) zur Verfügung.
Detail des entzündeten Facettengelenks
Wann wird die endoskopische Facettengelenksbehandlung empfohlen?
- Der Patient hat lumbale Rückenschmerzen, die länger als 6 Wochen andauern und nicht auf eine konservative Behandlung ansprechen
- Palpation des Facettengelenks löst starken Druckschmerz und Muskelspasmus aus
- Der Patient ist in der LWS bewegungseingeschränkt, insbesondere beim Beugen des Körpers nach hinten
- Eine Blockade des Facettengelenks oder des medialen Nervenastes bestätigt, dass die Schmerzen vom Facettengelenk ausgelöst werden
Indikationen
- Chronische lumbale Rückenschmerzen
- Facettengelenkshypertrophie
- Facettengelenksarthritis und -arthrose
- Postdiskektomie-Syndrom
- HWS-Trauma
Vorteile der endoskopischen Facettengelenksbehandlung
- Nachhaltiger Therapieerfolg durch endoskopisch kontrolliertes Vorgehen
- Behandlung der Gelenkkapsel durch Spülung und Vaporisation
- Effektive und gezielte Behandlung mittels Radiofrequenzablation
- Kleine Inzision, daher kaum Narbengewebe
- Kurze Regenerationszeit
- In Lokalanästhesie durchführbar
- Erhalt der Wirbelsäulenmobilität
- Behandlung mehrerer Ebenen durch eine einzige Inzision möglich
Die endoskopische Facettengelenksdenervierung ist ein relativ neues Verfahren, zu dem erste klinische Ergebnisse mit einem Follow-Up Zeitraum von 1 bis 3 Jahren vorliegen. Durch die Behandlung erfuhren 90 % der Patienten eine deutliche Schmerzlinderung (VAS) sowie eine funktionelle Verbesserung hinsichtlich der Alltagsbewältigung (ODI).7
1) Ghormley, RK.; Low back pain with special reference to the articular facets, with presentation of an operative procedure. JAMA.1933;101:773
2) Shealy CN.; Facet Denervation in the Management of Back and Sciatic Pain. Clin Orthop, 1976;115:157-164
3) Bogduk N.; Zygapophysial blocks and epidural steroids In: Neural Blockade in Clinical Anaesthesia and Management of Pain. 1988:935
4) Bogduk, N.; International Spinal Injection Society guidelines for performance of spinal injection procedures. Part 1: Zygapophysial joint blocks. Clin J Pain.1997;13:285–302
5) Dreyfuss P, Schwarzer AC, Lau P, Bogduk N. Specificity of lumbar medial branch and L5 dorsal ramus blocks. A computed tomography study. Spine. 15. April 1997;22(8):895–902
6) Haufe S. M. W. and Mork A. R.; Endoscopic Facet Debridement for the treatment of facet arthritic pain – a novel new technique Int. J. Med. Sci. 2010, 7
7) Daten aus Yeung et al. 2011, Vorstellung erster klinischer Ergebnisse von insgesamt 205 Patienten und einem Follow-Up im Zeitraum von 1 bis 3 Jahren auf dem ISASS Kongress 2011