Unsere Wirbelsäule muss tagtäglich viel leisten – sei es am Arbeitsplatz oder beim Sport. Um diesen Belastungen Stand halten zu können, bedarf es eines kräftigen Rückens. Aber nicht immer ist die Stabilität der Wirbelsäule gegeben. Ursachen für eine instabile Wirbelsäule sind zahlreich: Verschleiß, Wirbelgleiten und angeborene Fehlstellungen der Wirbelkörper bis hin zu Arthrose, Skoliose, Tumoren im Bandscheibenbereich und schwerwiegenden Verletzungen, zum Beispiel nach einem Unfall. Die Folgen sind oft starke Rückenschmerzen, an denen Menschen teilweise chronisch leiden. Oft sind eine Therapie oder medizinische Eingriffe unvermeidbar. Doch was bedeutet dies eigentlich für Betroffene? Und welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es?
Wenn die Wirbelsäule instabil ist
Die Wirbelsäule ist sehr komplex, sie besteht aus 26 Wirbeln, 23 Bandscheiben und unzähligen Muskeln, Sehnen und Bändern. Jeder Bestandteil in diesem Gerüst hat einen fest zugeordneten Platz. So hält die Wirbelsäule unseren Körper aufrecht und ermöglicht uns volle Beweglichkeit. Wenn jedoch die Muskulatur zu schwach ist, Bänder und Sehnen ihre Elastizität verlieren oder Teile der Wirbelsäule durch Krankheiten oder Verletzungen beschädigt sind, kann es vorkommen, dass einzelne Bestandteile der Wirbelsäule plötzlich zu viel Spielraum haben. Es kommt zu einer Verschiebung von Teilstücken der Wirbelsäule, wodurch der Belastungsdruck auf andere Wirbel, Bandscheiben, Bänder oder Sehnen erhöht wird. Die Folge sind Schmerzen, welche im Ruhezustand, besonders aber auch unter Belastung auftreten. Betroffene berichten im Zusammenhang mit einer instabilen Wirbelsäule häufig auch von einem „Durchbrechgefühl“, welches bei der Ausführung von bestimmten Bewegungen auftritt.
In vielen Fällen lässt sich eine instabile Wirbelsäule durch konservative Maßnahmen therapieren. Dies geschieht zum Beispiel durch gezielte Physiotherapie zum Muskelaufbau. Wenn jedoch konservative Behandlungsmethoden auch über einen längeren Zeitraum hinweg keine Besserung erzielen, sollte eine Versteifungsoperation bzw. Spondylodese in Betracht gezogen werden.
Die Versteifungsoperation – sog. Fusion oder Spondylodese
In schweren Fällen einer Instabilität der Wirbelsäule – zum Beispiel einem fortgeschrittenen Stadium von Wirbelgleiten – und wenn durch konservative Behandlung keine Verbesserung zu erzielen ist, kann ein operativer Eingriff erwogen werden. Die effektivste Methode ist hierbei die sogenannte Versteifungs-OP, auch als Fusion oder Spondylodese bekannt. Verschleißbedingte Bandscheibenerkrankungen sind im Schnitt der häufigste Grund für eine Spondylodese, aber auch bei einer Skoliose oder nach Wirbelsäulenverletzungen kann in manchen Fällen eine solche Behandlung sinnvoll sein. Eine Spondylodese wird dann angewandt, wenn Sie den Patienten im Vergleich zu allen anderen Behandlungsmethoden die höchste Wahrscheinlichkeit bietet, Schmerzen zu lindern, die Lebensqualität zu verbessern und Alltagstätigkeiten wieder besser zu bewältigen. Ziel einer Spondylodese ist es, zwei benachbarte Wirbelkörper knöchern miteinander zu verbinden. Damit sollen Schmerzen verhindert werden, die durch Bewegung in diesem Abschnitt ausgelöst werden. Es sollte jedoch immer beachtet werden, dass eine Spondylodese nicht rückgängig gemacht werden kann – das heißt, es handelt sich hierbei um einen endgültigen Eingriff welcher häufig eine Einschränkung der Beweglichkeit der Wirbelsäule zur Folge hat. Aus diesem Grund wird eine Spondylodese in der Regel erst dann in Erwägung gezogen, wenn anderweitig keine Chancen auf Besserung mehr bestehen.
Die Spondylodese wird unter Vollnarkose durchgeführt. Je nachdem, welcher Teil der Wirbelsäule versteift werden soll, kann der Eingriff sowohl ventral (über den Bauchraum) also auch dorsal (über den Rücken) erfolgen. In einigen Fällen kann eine solche Versteifungsoperation allerdings auch minimal-invasiv durchgeführt werden.
Bei der OP werden beschädigte Wirbelkörper ganz oder teilweise entfernt und durch Implantate ersetzt. Auch die Bandscheibe zwischen den betroffenen Wirbeln wird zunächst komplett entfernt. Das leere „Bandscheibenfach“ wird dann mit Material wieder aufgefüllt, um den natürlichen Abstand der Wirbel und damit die natürliche Anatomie der Wirbelsäule weitestgehend zu erhalten. Das Füllmaterial sollte vor allem ausreichend stabil sein, das Knochenwachstum anregen und auch auf lange Sicht gut verträglich sein. Es gibt verschiedene Arten von Füllmaterial, welche im Folgenden genauer vorgestellt werden.
Füllmaterial für die Versteifungsoperation
Um ein geeignetes Füllmaterial für eine Spondylodese zu bekommen, ist eine Möglichkeit, ein Stück Knochen von einer anderen Körperstelle – meist dem Beckenkamm – zu entnehmen und anstelle der Bandscheibe einzusetzen. Während diese Vorgehensweise gute Ergebnisse für die Fusion der Wirbel zeigt, führt sie oft zu erheblichen Beschwerden am Entnahmeort. Patienten klagen häufig noch lange Zeit nach dem Eingriff über Schmerzen in diesem Bereich.
Eine sehr gute Alternative bieten sogenannte „Cages“ – das sind korbartige Platzhalter aus biokompatiblen Materialien. Sie sorgen für ausreichende Stabilität und sind gut verträglich. Zusammen mit Knochenspänen, die ohnehin im Rahmen der Spondylodese anfallen, oder auch mit künstlichen Substanzgemischen, die die Knochenbildung anregen, werden sie ins ausgeräumte Bandscheibenfach eingesetzt. Es gibt klinische Studien, die der Cage-Technik sehr gute Ergebnisse bescheinigen1. Das heißt, die Cages sind genauso effektiv wie ein Stück des natürlichen Knochens und bieten dabei den Vorteil, dass auf die Knochenentnahme verzichtet werden kann. Für den Patienten bedeutet das eine sehr viel kürzere Operationszeit und kein Risiko für Komplikationen und Schmerzen an der Entnahmestelle.
joimax® hat verschiedene Cages für die Lendenwirbelsäule im Programm. Die Entscheidung, welches Implantat in Ihrem Fall am Besten geeignet ist, liegt in der Hand des erfahrenen Chirurgen.
Im Animationsvideo sehen Sie, wie eine Versteifungsoperation (Spondylodese) durchgeführt wird.
Risiken einer Spondylodese
Wie bei anderen chirurgischen Eingriffen auch, gibt es auch bei der Spondylodese einige Risiken, die beachtet werden sollten. Hierzu gehören unter anderem die Risiken der Narkose für das Herz-Kreislauf-System, operativ bedingte Verletzungen im Eingriffsbereich, Wundinfektionen und Materialbrüche der Implantate nach dem Eingriff. In jedem Fall sollten Patienten sich vor der Entscheidung für einen operativen Eingriff ausführlich von ihrem behandelnden Arzt über Risiken und mögliche Komplikationen aufklären lassen, und im Voraus eventuell ausstehende Fragen oder Sorgen zu diesem Thema klären.
Spondylodese – Die Nachbehandlung
Nach einer Spondylodese trägt der Patient zunächst für einige Wochen ein Stützkorsett oder alternativ einen Gipsverband. So wird die operierte Wirbelsäule in der Heilungsphase in der richtigen Position gehalten. Da es sich bei einer Spondylodese um einen größeren Eingriff handelt, verbringen die meisten Patienten anschließend noch eine Woche bis 10 Tage im Krankenhaus. Dabei dürfen sie jedoch in der Regel bereits am Tag nach der Operation unter ärztlicher Aufsicht aufstehen und sich vorsichtig bewegen. Je nach operiertem Wirbelsäulenbereich kann es jedoch sein, dass in den ersten zwei Monaten nach der erfolgten Spondylodese bestimmte Liegepositionen und auch das Sitzen vermieden werden sollten. Genauere Anweisungen geben hier selbstverständlich immer die behandelnden Ärzte.
Nachdem das Stützkorsett abgelegt wurde, ist es empfohlen mit einer Physiotherapie zu beginnen. Meistens findet diese im Rahmen einer Reha-Maßnahme statt. Bei der Physiotherapie werden Bauch- und Rückenmuskulatur gestärkt, um der Wirbelsäule zusätzlichen Halt zu geben und schädigende Körperhaltungen und Bewegungen zu vermeiden. Da eine Spondylodese die betroffenen Wirbelsäulenbestandteile fest miteinander verbindet und eine knöcherne Verwachsung derselben vorsieht, sehen sich die meisten Patienten nach dem Eingriff mit Bewegungseinschränkungen im versteiften Wirbelsäulenbereich konfrontiert. In der Physiotherapie lernen sie, mit diesen Einschränkungen umzugehen und üben neue, alternative Bewegungsabläufe für ihren Alltag.
1. Aaron R Cutler u. a., „Comparison of polyetheretherketone cages with femoral cortical bone allograft as a single-piece interbody spacer in transforaminal lumbar interbody fusion“, Journal of Neurosurgery. Spine 5, Nr. 6 (Dezember 2006): 534-539.